So nützlich wie nachhaltig – die DRK-Kleiderkammer hilft
Second Hand: Schickes und modernes Angebot
Es geht zu wie in jedem Bekleidungsgeschäft, ob mit Boutiquen- oder eher Kaufhauscharakter – konzentriert suchen und stöbern die Kunden - in erster Linie sind es Frauen – schieben ein Stück nach dem anderen der strukturiert präsentierten Textilien zur Seite, schauen, nehmen ein Teil heraus, prüfen eingehender, hängen es zurück oder halten es vor den Körper und betrachten sich im Spiegel.
Wüsste der Besucher nicht, dass er sich in der Kleiderkammer des DRK-Ortsvereins Celle, die ihre Ware aus Spenden rekrutiert, befindet, er wähnte sich in einer Second-Hand-Boutique. Wer Kleiderkammer mit „altmodisch“ oder „abgelegt“ assoziiert, ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das Angebot ist ebenso breit gefächert wie schick und modern. „Zu uns kommen auch umweltbewusste Schüler aus den Gymnasien, die Wert legen auf Nachhaltigkeit“, beschreibt die hauptamtliche Mitarbeiterin Larisa Hellmich einen neuen Trend. Eine weitere Kundengruppe sind Celler mit geringem Einkommen. „Ich bin Frührentnerin, ich komme regelmäßig hierher. In Geschäfte zu gehen kann ich mir nicht leisten. Hier habe ich schon tolle Sachenrausgeholt“, erzählt eine Cellerin, während sie die Ständer nach geeigneten Sommertextilien durchschaut. Auch Obdachlose nutzen die Kammer und Geflüchtete. „Seit Anfang März bis Ende Juni haben wir 7.000 Kleidungsstücke kostenlos an Menschen aus der Ukraine abgegeben“, berichtet Larisa Hellmich, die sich darüber besonders freut. Denn sie stammt selbst aus dem osteuropäischen Land. 40 bis 50 Kunden suchen die Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes im Durchschnitt täglich auf. „Im Moment sind es mehr und sehr, sehr viele aus der Ukraine“, erzählt die Mitarbeiterin. Häufig haben sie nicht einmal einen Koffer oder eine Reisetasche dabei, weil kein Platz mehr war in den Zügen, dann blieb das Gepäck zurück auf dem Bahnsteig. Sich neu einzukleiden erweist sich als ein geringes Problem. Wer in Not ist, erhält alles kostenlos. Auch für Geschirr ist gesorgt, ein extra Raum wurde eingerichtet, als die ersten Geflüchteten ankamen. „Die Menschen sind sehr spendenbereit, ich bin dankbar dafür. Und sie bringen vernünftige Sachen, auch Handtaschen und Bettwäsche“, berichtet Larisa Helmich. Neben den vier Verkaufsräumen steht ein Zimmer nur für die Sortierung bereit. Seit 18 Jahren arbeitet Valentina Batt hier. „Manchmal fehlen Knöpfe oder es ist ein Fleck drin, weniges ist nicht tragbar, das wird aussortiert“, erzählt die 75-Jährige, die diese Arbeit ebenso gerne macht wie das gesamte Team aus durchschnittlich 10 bis 12 Personen.
Die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit erschließt sich unmittelbar, „das motiviert“, betont Larisa Hellmich. Die Anforderungen sind jedoch nicht zu unterschätzen. Die Verwaltung der Kleidung bedeutet viel Arbeit, wobei das Team die Optimierung der Abläufe nie aus dem Blick verliert. „Aber es macht Spaß“, sagt Larisa Hellmich und erzählt abschließend von einer jungen Frau, die aus der Ukraine kommend in Celle gelandet war und überhaupt nicht wusste, wo sie hin sollte. „Die hat das Rote Kreuz entdeckt und stand bei uns vor der Tür.“
Text und Fotos: Anke Schlicht